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Beitrag vom 13.05.2009
Xochil - Perlenkind
Silvy Pommerenke
Poetry-Slam ist das Stichwort zu Xóchil, denn aus dieser Szene kommt die Wahlberlinerin. Was als dichterischer Lyrikabend begann, führt sie nun mittels musikalischer Untermalung konsequent weiter ...
... und konnte unter anderem Andreas Vollenweider an der Harfe für sich gewinnen, der ihren Texten einen wundervollen sphärisch-verträumten Hintergrund bietet.
Auch wenn der Name Xóchil (ausgesprochen "Sot-schil") mexikanisch ist, so wurde Xóchil A. Schütz in Mannheim geboren und lebt nach einem Abstecher in Hamburg mittlerweile in Berlin. Hier an der Spree trat sie im Literatursalon am Kollwitzplatz auf, der in Anlehnung an traditionelle Salons 2004 gegründet wurde und machte sich einen Namen mit ihrer alternativen Poesie, die bisweilen an Rainer Maria Rilke oder Thomas Dylan erinnert. Aber was wäre die schönste Lyrik, wenn sie nicht auch gekonnt vorgetragen wird. Xóchil überzeugt durch eine sinnlich-melancholische Stimme, die ihren Texten den akustischen Rahmen bietet. Viele Jahre konzentrierte sie sich auf das Schreiben und Vortragen ihrer Poesie, auch wenn sie sich zeitgleich einem Studium der Politikwissenschaft widmete, das so gar nicht zu ihrer lyrischen Seite passen wollte. Jede/r Germanistik Student/in dürfte neidisch auf die Kopfgeburten der Mannheimerin werden und die eigenen Gedichte verschämt zurück in die Schublade stecken.
Xóchil hat vor drei Jahren beschlossen, ihre Lyrik auch zu vertonen und das funktioniert ganz wunderbar. Sie lässt sich von akustischer Gitarre (Dirk Häfner), Trompete (Nils Wülker) und Harfe (Andreas Vollenweider) begleiten, hat traumhafte Melodien entwickelt und überzeugt in ganzer Linie. Auch die JournalistInnen überschlagen sich vor Lob und es fallen Zuschreibungen wie "Poesiegöttin" (Hamburger Abendblatt), "Sanft wie eine Brise im Sommer und stürmisch wie Meereswind" (taz) oder "Wildromantische Verszeilen" (Deutschlandradio Kultur). Eine Ausnahmekünstlerin, die jenseits von Casting-Shows, Einheitsbrei-Musik und Pop-Charts anzusiedeln ist, die hilft, den Tag ein wenig zu versüßen und die den idealen Soundtrack für gelassene Momente des Alltags zur Verfügung stellt. Auch wenn Xóchil ein allgemeines Statement über Prosa und Lyrik abgibt, hört es sich fast schon poetisch an: "Literatur ist eine Verarbeitungsform von Leben, […] eine emotional aufgeladene Form, die versucht, zu ästhetisieren". Fast scheint es, als dass sie gar nicht anders kann, den Dingen einen lyrischen Klang zu geben.
Xóchil im Netz: www.xochillen.de und auf MySpace
Weiterhören: Antje Wagner mit "Mottenlicht" und Rilke-Projekt
AVIVA-Tipp: Xóchil ist mit ihrem ersten Album "Perlenkind" eine ungewöhnliche Musikproduktion gelungen. Leise und melancholische Töne, die bisweilen an die Vertonung von Rainer Maria Rilke durch Schönherz und Fleer erinnern, geben der Welt einen lyrischen und poetischen Charakter. So lässt es sich schön leben, lieben und leiden und die "Sehnsucht nach Stille", die die Künstlerin in sich trägt, wird auf jeden Fall erfüllt. Für alle, die einen Moment die Augen ruhen lassen und die gesammelten Werke lyrischer Dichtkunst aus der Hand legen wollen, um sich akustisch einer wunderschönen Musik hinzugeben, die zwischen Jazz, Lounge und Chill-Out alles beinhaltet.
Xóchil
Perlenkind
Label: edel Kultur, VÖ April 2009